Neben der klassischen Unterscheidung der Schülerinnen und Schüler im Hinblick auf ihr Geschlecht muss beim Screening der Klassensituation auch ein Blick auf die Herkunftsgeschichte der Schülerinnen und Schüler geworfen werden.
Dies ermöglicht den Lehrkräften sich gezielt mit religiösen und ethnischen Vorstellungen auseinanderzusetzen. Des Weiteren gilt es auch, die sprachlichen Barrieren oder kulturellen Missverständnisse von Migrantenfamilien zu beachten.
Schülerinnen und Schüler aus Migrantenfamilien sind keine homogene Gruppe. Es zeigen sich Unterschiede in verschiedenen Bereichen wie z.B. dem Herkunftsland, den Sprachgebrauch, den kulturellen Eigenheiten, Integrationsbereitschaft, unterschiedliche Normen und Werte sowie religiöse und ethische Vorstellungen. Diese und viele andere Faktoren haben Einfluss auf die Erziehungsstile der Eltern und vorgelebte Geschlechterrollen und damit auch auf die individuelle Entwicklung der Kinder und die damit verbundenen internalisierten Skripte.
Dennoch besteht nach Westphal u.a. (2017) die Gefahr, dass Annahmen über Migrationsfamilien meist auf Zuschreibung und Etikettierung beruhen und selten wissenschaftlich und empirisch gut begründet sind.
Ungeachtet dessen, sollten Sie insbesondere bei der Umsetzung von Angeboten zur Prävention sexueller Gewalt darauf achten, dass bestimmte Inhalte auch kultursensibel vermittelt werden. Trotz des individuellen biografischen Hintergrunds bleiben allerdings die obersten Bildungsziele verbindlich: die Gleichberechtigung von Männern und Frauen, Selbstbeherrschung, Verantwortungsgefühl und Verantwortungsfreudigkeit.