Geschlechterreflektiertes Unterrichten

Individuelle Förderung hat die bestmögliche Entfaltung der Stärken der Lernenden zum Ziel, jenseits von Rollenerwartungen. Geschlechterreflektiert arbeitende Lehrkräfte achten darauf, keine stereotypen Rollenerwartungen weiterzugeben, und eröffnen damit den Lernenden eine größere Bandbreite an Denk- und Verhaltensmöglichkeiten.

Wirkungsvolle Strategien sind entdramatisierende und nicht-dramatisierende Herangehensweisen. Durch die Entdramatisierung von Geschlechterthemen soll deutlich werden, dass neben dem Geschlecht und der sexuellen Identität andere wichtige, individuelle Unterschiede zwischen Menschen bestehen und diese innerhalb einer Geschlechtergruppe größer sein können als zwischen den Gruppen. Außerdem werden Gemeinsamkeiten zwischen Personen unterschiedlicher Geschlechter erfahrbar und andere soziale Unterschiede wie kultureller Hintergrund, Bildungsstand und sozioökonomischer Hintergrund sichtbar.

Die nicht-dramatisierende Strategie zielt darauf ab, persönliche Interessen zu erweitern, Erfahrungen zu ermöglichen, soziale und personale Kompetenzen wie Kommunikationsfähigkeit, Durchsetzungsfähigkeit und Lesefähigkeit zu fördern, ohne das Thema Geschlecht oder sexuelle Identität in den Mittelpunkt zu rücken. Darüber hinaus wird ein diskriminierungsfreier Rahmen für individuelle Entwicklung geschaffen, indem Themen wie Berufswahl, Lebenswege, Beziehungen, Konflikte oder Zivilcourage untersucht werden. Geschlechterreflektiertes Arbeiten bedeutet auch in Fällen von Diskriminierung und Stereotypisierung zu intervenieren. Dabei wird aufgedeckt, welche Bedürfnisse dazu führen und wie diese alternativ z.B. durch Selbstwirksamkeitserfahrung oder der Bewusstwerdung von Zugehörigkeitsbedürfnissen erfüllt werden können.

Geschlechterreflektierter Unterricht wird außerdem realisiert durch entsprechende Schul- und Unterrichtskultur. Besonders methodische Vielfalt, ein Wechsel an kooperativen und kompetitiven Sozialformen und eine ausgewogene Balance von Leistungs-, Feedback- und Anerkennungskultur ermöglichen ein breites Spektrum an Lernmöglichkeiten und Erfahrungen.